Sind Sie schon einmal auf den Gedanken gekommen, dass jemand Ihre Gedanken lesen kann? Noch nicht? Sie denken, das geht doch nicht. Nun, dann sollten Sie sich auf keinen Fall den Auftritt von Roman Maria von Thurau und Vivian Sommer verpassen, dem Duo Sonambul. Beide spielen mit den Gedanken der Zuschauer, so manches Weltbild gerät dabei ins Wanken. Zu sehen ist das Duo Sonambul im Rahmen der Auftaktveranstaltung zu den Gesundheits- und Sportwochen in Böblingen und Sindelfingen am 12. März im Sensapolis.

Der Vorname einer bestimmten Person? Keine Frage für Vivian Sommer, sie errät das in Zusammenarbeit mit ihrem Bühnenpartner Roman Maria von Thurau. Er lässt sich von einem Kandidaten beliebige Gegenstände in die Hand drücken, und Vivian Sommer wird sagen, was es ist. Ihre Augen sind verbunden, sie kann nichts sehen, aber auch nichts fühlen. Das sind nur zwei Beispiele aus der Kunst des Gedankenlesens, die das Duo Sonambul perfektioniert hat seit seinem ersten Auftritt in Berlin in einem kleinen Varieté. Bei den Gesundheits- und Sportwochen geben sie den Besuchern der Auftaktveranstaltung die Gelegenheit, diese Kunst näher kennenzulernen. Ganz ohne Hintergedanken.

Wie reagieren denn die Menschen auf Ihre Kunst des Gedankenlesens?

Roman Maria von Thurau: „Es besteht bei manchen eine Mischung aus Unsicherheit, Distanz und Vorsicht. Wenn mein Gegenüber erfährt, dass ich zudem Psychologie studiert habe, verstärkt sich oft noch die Unsicherheit. Unbekannte Menschen haben halb im Scherz, halb im Ernst geäußert, da müssen Sie wohl aufpassen, was sie jetzt sagen.“

Vivian Sommer: „Ich möchte nicht als Göttin auf der Bühne stehen, die allwissend ist. Wir möchten uns nicht heldenhaft über das Publikum erheben.“

Wie sind Sie mit dem Varieté in Berührung gekommen?

Roman Maria von Thurau: „Neben meinem Psychologiestudium bin ich als Zauberer aufgetreten. Einiges habe ich mir selbst beigebracht, für andere Tricks hatte ich einen alten, kettenrauchenden polnischen Lehrmeister. Das hat mich einiges an Geld gekostet, und außerdem war er sehr streng. Die Passion zur Zauberei hat überwogen, nach dem Vordiplom habe ich das Studium abgebrochen. Ich habe Ausbildungen in Hypnose und Neuro-Linguistischem Programmieren absolviert. Dabei handelt es sich um ein Sammlung von Kommunikationstechniken und Methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen.“

Vivian Sommer: „Ich habe drei Jahre im Iran gelebt, zehn in Rio de Janeiro und vier in Sao Paulo. Schon als Kind bin ich durch mein brasilianisches Kindermädchen Zezé in Kontakt gekommen mit Dingen, die viele Menschen als unheimlich beschreiben. So mit Candomblé, das brasilianische Voodoo, die Vermischung von indigenen, brasilianischen und christlichen Wurzeln. Dem Gesichtlesen oder dem Gläserrücken und der Telepathie, der Gedankenübertragung. Ich entwickelte die Fähigkeit zu wissen, was mit den Menschen los ist, bevor sie es selber wussten. Ich habe immer die kleinsten Zeichen gelesen, ihre Atmung, ihre Bewegungen, ein Zucken am Auge, ihren Geruch. Ich wusste, was los war, wenn sich die Jochbeine oder Ohren rot färbten, wenn die Nase blass wurde. Ich witterte ständig, ein bisschen wie ein Tier.“

Wie fanden Sie beide zusammen?

Vivian Sommer: „Mein Vater wollte, dass ich in Deutschland studiere. Ich entschied mich für Kunst mit dem Schwerpunkt Illustration. Für meine Diplomarbeit wollte ich ein Buch schreiben und zeichnen, das von einem Varieté handelt, das nur in der Nacht geöffnet hat. Der Titel der Arbeit war ,Sonambul'. Für die Recherche besuchte ich das Schmidt-Theater in Hamburg und habe Roman dort kennen gelernt und mich auch in ihn verliebt.“

Roman Maria von Thurau: „Unseren ersten gemeinsamen Urlaub haben wir auf Kuba verbracht. Eines Tages war uns langweilig. Ich weiß nicht mehr warum, aber wir begannen, in Gedanken Farben und Formen auszutauschen. Da kam uns die Idee, etwas Gemeinsames auf der Bühne zu machen. Das war schön, als frisch verliebtes Paar etwas Neues zu beginnen. Wir haben die alten Meister der Magie wie Hanussen studiert. Unser erster Auftritt war auf einem Tresen in einem kleinen Varieté in Berlin.“

2009 haben Sie sich als Paar getrennt, als Künstler treten Sie weiterhin gemeinsam auf.

Roman Maria von Thurau: „Früher waren wir wie Thomas und Annika aus Pippi Langstrumpf. Nach unserer privaten Trennung sind wir mehr wie Pippi geworden. Wir sind wie ein Zwillingspaar, wenn es den einen für den anderen nicht gäbe, wäre das ein riesiger Verlust.

Vivian Sommer: „Wir sind durch diese Distanz sogar viel besser geworden.“

Der eine oder andere vermutet, Sie kennen Ihre Kandidaten, die Sie auf die Bühne holen. Ein Trick also?

Roman Maria von Thurau: „Natürlich gab und gibt es immer jene die behaupten, wir schleppten einen Tross an Menschen mit uns herum, die jeden Abend als Kandidaten auf die Bühne gehen, Fake-Kandidaten sozusagen. Das stimmt natürlich nicht. Einige vermuten auch, wir würden technische Hilfsmittel nutzen. Das ist ebenfalls nicht der Fall. Wir nutzen jene Techniken, die Gedankenleser schon vor hundert Jahren genutzt hatten. Beispielsweise einen Namen oder einen Gegenstand nennen, an den ein Kandidat gerade denkt.“

Vivian Sommer: „Wir haben das nötige Talent und die Eignung für diese Kunst des Gedankenlesens. Das, was die Leute bei uns auf der Bühne sehen ist viel zu schön, um eine Antwort auf diese Frage zu geben.“

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